Page 50 - Wohnwelt Weihnachten 2018
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die spätere Firmengründung im Jahr 1964 und dem Entschluss, sich hauptsächlich den deutschen Weihnachtsdekorationen zu verpflichten.
Klassischer Facheinzelhandel kombi- niert mit hauseigener Kreativwerkstatt
Zunächst waren es daher auch die erzgebirgischen Artikel, die bei Wohlfahrts im Zentrum des Inter- esses standen. Diese zu beziehen, war jedoch nicht so einfach und nur über wenige Großhändler in Westdeutschland möglich. Später konnten sie dann zwar über den DDR-Außenhandel direkt be- zogen werden, aber man hatte keinen Einfluss auf die Gestaltung und konnte keine Wünsche abge- ben. Diese individuellere Gestaltungsmöglichkeit, durch die man sich auch von anderen Anbietern abheben könnte, war jedoch von Anfang an bei Wohlfahrts das eigentliche Ziel, das man verfolgte. Allerdings war es von staatlicher Seite der DDR aus verboten, einen direkten Kontakt zu den Her- stellern im ehemaligen Ostdeutschland zu suchen und selbst kurze Gespräche bei Messebesuchen zwischen Hersteller und Einkäufer unterlagen
„Stille Nacht“ – die Melodie in der Un- ternehmensgeschichte
Das weltbekannte Weihnachtslied hat für das Haus „Käthe Wohlfahrt“ aber noch eine andere, sehr persönliche Bedeutung. Harald Wohlfahrt, Geschäftsführer im Familienunternehmen und Sohn der Firmengründer, erinnert sich: „Wir ka- men als Flüchtlinge nach Westdeutschland und hatten in den Anfangsjahren nur sehr wenig. Im Wohnzimmer gab es irgendwann einen Schrank mit Glasschiebetüren. Und auf halber Höhe in der Mitte stand eine wundervolle Musikdose aus hellem Holz. Was drumherum im Schrank lag, weiß ich gar nicht mehr genau – so sehr war ich von dem besonderen Stück mit der liebevollen Darstellung der Geburtsszene schon als etwa Sie- benjähriger fasziniert. Und wenn meine Mutter sie auf mein Drängen hin behutsam aufzog und die
Heiligen Drei Könige mit ihren Kamelen um die Krippe zur Melodie von „Stille Nacht“ zogen, war alles andere vergessen.“
So ähnlich ging es auch im Jahr 1963 einem ameri- kanischen Ehepaar, mit dem seine Eltern befreun- det waren. Käthe und Wilhelm Wohlfahrt hatten sie zum gemeinsamen Weihnachtsfest zu sich nach Hause eingeladen, um mit ihnen all die schö- nen deutschen Weihnachtsbräuche zu begehen, die manchmal so ganz anders sind als in den USA. Besondere Begeisterung löste dabei die besagte Musikdose aus der erzgebirgischen Heimat der Gastgeber aus – ein damals in Westdeutschland eher seltenes Stück. Dieses bis heute in der Familie Wohlfahrt erhaltene Original und das Verspre- chen, so eine traditionelle Weihnachtsdekoration für die Freunde als nachträgliches Weihnachtsge- schenk zu besorgen, waren ausschlaggebend für
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